Weniger Knöterich – Mehr Vielfalt

Neue Pflanzen – Fluch oder Segen?

Foto: Eva Althof
Foto: Eva Althof

Unsere Landschaft ziert eine große Vielfalt verschiedener Pflanzen. Die einen wachsen schon sehr lange in unseren Breiten, andere kamen erst mit der Zeit hinzu. Manche von ihnen kamen auf natürlichem Wege zu uns, manche absichtlich oder unabsichtlich mit Hilfe des Menschen. Pflanzen, die vor der Entdeckung Amerikas zu uns kamen bezeichnet man als Archäophyten.

Sie sind inzwischen so sehr Bestandteil unserer Flora, dass wir sie gar nicht mehr als fremd wahrnehmen, wie z.B. Kornblume oder Walnuss. Nach 1492 nahm der Welthandel explosionsartig zu und damit auch die Anzahl der eingeschleppten bzw. bewusst importierten Pflanzenarten. Einige dieser Neuankömmlinge haben den Weg aus den Gärten, Parks, Straßen und Äckern in die freie Landschaft gefunden und sich dort etabliert. Viele von ihnen fügen sich gut ein und bereichern unsere Flora, wie z.B. der Persische Ehrenpreis oder das Zimbelkraut.

Artenreiche Blumenwiese am Wiesen-Damm  Foto: Eva Althof
Artenreiche Blumenwiese am Wiesen-Damm Foto: Eva Althof

Es gibt aber auch eingeschleppte Pflanzenarten, die so stark wachsen, dass sie (fast) alle anderen Pflanzen um sich herum verdrängen. Man nennt sie invasive Neophyten. Bekannte Beispiele sind das Drüsige Springkraut, Kanadische Goldrute oder der Japanische Staudenknöterich. Die meisten von ihnen wachsen sehr schnell und vermehren sich stark durch ober- oder unterirdische Ableger und/oder starke Samenbildung. Hinzu kommt, dass sie beim Einwandern ihre natürlichen Feinde und Krankheitserreger hinter sich gelassen haben und somit an den passenden Standorten hemmungslos ungebremst wachsen und sich vermehren können. Das Nachsehen haben dabei oft seltene, konkurrenzschwächere Pflanzenarten, welche nur an speziellen Standorten, wie z.B. Kiesbänken oder mageren Böden wachsen können. Das hat wiederum zur Folge, dass spezialisierte Insekten, die auf die seltenen Pflanzenarten angewiesen sind, immer weniger Nahrung finden.

Japanischer Staudenknöterich

Ausgewachsene Blattform Foto: Eva Althof
Ausgewachsene Blattform Foto: Eva Althof


Eine ganz besonders dominante invasive Pflanzenart, welche entlang des Wiesentals wächst, ist der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica). Seine Heimat sind die ozeanischen Gebiete Ostasiens, v.a. Japan, Korea und der Osten Chinas. Dort besiedelt er sowohl trocken-magere Kiesböden als auch nährstoffreiche, nasse Böden. Man findet ihn auch als alpine Pflanze auf vulkanischen Schutt- und Aschefeldern. Bei uns wächst er vorzugsweise an sonnigen Bach- und Flussufern, entlang von Waldrändern und Straßen sowie an Bahndämmen und auf Industriebrachen.


Die Pflanze wurde Anfang des 19. Jahrhunderts als Zierpflanze sowie als Futter- und Äsungspflanze für Vieh und Rotwild nach Europa gebracht. Doch weder Rinder noch Hirsche und Rehe fanden Geschmack daran. Auch Imker trugen stark zur Verbreitung des Staudenknöterichs bei, da er eine gute Bienenweide im Frühherbst bietet.

Herzförmige Blattform, Jungpflanze           Foto: Eva Althof
Herzförmige Blattform, Jungpflanze Foto: Eva Althof

Der Japan-Knöterich ist zweihäusig, es gibt also getrennte männliche und weibliche Pflanzen. Fast alle in Europa wachsenden Exemplare sind weiblich, die Vermehrung über Samen spielt also kaum eine Rolle. Dennoch breitet er sich bei uns außerordentlich schnell und erfolgreich aus. Seine hohlen, kräftigen Stängel können 10-30 cm pro Tag wachsen und auf diese Weise schnell 3 bis 4 Meter hohe dichte Bestände bilden. Aufgrund von Licht- und Platzmangel kann darunter nahezu keine andere Pflanze wachsen. Hinzu kommt, dass der Staudenknöterich sowohl horizontal verlaufende als auch bis 2 Meter in die Tiefe ragende Rhizome (unterirdische Sprossachsen) ausbildet. Mit ihnen kann er zum einen bis zu einem Meter im Jahr in die Fläche wachsen und zum anderen über Jahre Reservestoffe einlagern, mit deren Hilfe er immer wieder neu austreiben kann. Die Ausbreitung auf neue Flächen erfolgt fast nur über Stängel- und Rhizomteile. Sie werden bei Überflutung vom Wasser mitgerissen und an neuen Stellen abgelagert oder bei Erd- und Mäharbeiten bzw. durch unsachgemäße Entsorgung von Gartenabfällen verschleppt.
Hinzu kommt, dass der Staudenknöterich in Europa keine nennenswerten Fressfeinde hat und sich an sonnigen Stellen durch sein schnelles Wachstum gegen die meisten anderen Pflanzenarten durchsetzen kann. Als zusätzlichen Trick um die Konkurrenz klein zu halten oder gar an der Keimung zu hindern gibt er wachstumshemmende Stoffe an den Boden ab. Man bezeichnet dies als Allelopathie.

Warum bekämpfen?

Fleißige Helfer bei der Arbeit Foto: Eva Althof
Fleißige Helfer bei der Arbeit Foto: Eva Althof

Aufgrund seiner großen Konkurrenzkraft verdrängt der Japan-Knöterich heimische Pflanzenarten und damit auch Tiere, die sich von ihnen ernähren. Durch seine enorme Wuchskraft kann er sogar Mauern und Straßen zerstören und damit auch wirtschaftliche Schäden anrichten. Größere Staudenknöterichbestände können das Abflussverhalten von Fließgewässern beeinträchtigen sowie Ufer und Dämme destabilisieren. Die dicken, feinwurzelarmen Rhizome befestigen den Boden nicht besonders gut. Wenn die oberirdischen Sprosse nach dem ersten Frost absterben ist der Boden fast kahl und kann relativ leicht abgetragen werden.

Ziel des Projekts

Foto: Eva Althof
Foto: Eva Althof

Da der Japan-Knöterich sich bereits sehr stark entlang der Wiese ausgebreitet hat, wäre ein Vorhaben, ihn komplett zu beseitigen, utopisch. Wir müssen ein Stück damit leben lernen, dass diese Pflanze nun ein Teil unserer Flora geworden ist. Was wir aber versuchen können, ist, sein übermäßiges Vorkommen insbesondere an schützenswerten Standorten einzugrenzen.
Beim Projekt „Weniger Staudenknöterich – Mehr Vielfalt“ wollen wir in Absprache mit dem Regierungspräsidium Freiburg an ausgewählten Stellen entlang der Wiese in Schopfheim regelmäßig den Japanischen Staudenknöterich ausreißen. Auf diese Weise kann er weniger Energiereserven durch Photosynthese aufbauen und in seinen Rhizomen speichern. Dadurch wird er über die Zeit konkurrenzschwächer und die heimischen Pflanzen können sich wieder Stück für Stück besser durchsetzen. Außer dem Japan-Knöterich reißen wir auch andere invasive Neophyten aus, wie z.B. Kanadische und Spätblühende Goldrute, Einjähriges und Kanadisches Berufkraut, Sommerflieder sowie Indisches Springkraut.

Nach einem Arbeitseinsatz  Foto: Eva Althof
Nach einem Arbeitseinsatz Foto: Eva Althof

Durch das gezielte Ausreißen der Problempflanzen schaffen wir Licht und Platz für die zwischendrin aufkommenden heimischen Pflanzenarten. Und mit einer größeren Vielfalt an gebietseigenen Pflanzen stellt sich mit der Zeit eine größere Artenvielfalt an Tieren ein.

Ich freue mich über alle Freiwilligen, die mithelfen wollen, das Wiese-Ufer wieder ein Stück bunter zu machen!

Eva Althof

Hinweis:
Bitte reißen Sie den Japanischen Staudenknöterich nicht in Eigenregie aus, sondern halten immer Rücksprache mit dem zuständigen Gebiets-Verantwortlichen. Wenn Sie sich entlang des Flusses Wiese engagieren möchten, nehmen Sie bitte vorher Kontakt mit mir oder mit Herrn Dörflinger vom Eigenbetrieb Gewässer des Regierungspräsidium Freiburg auf.

Kontakt:
Eva Althof
eva.althof@gmx.de

Eigenbetrieb Gewässer des Regierungspräsidiums Freiburg
Ansprechpartner: Christoph Dörflinger
07761/5506-6717
christoph.doerflinger@rpf.bwl.de

Japanischer Knöterich zwischen Gräsern und Weiden Foto: Eva Althof
Japanischer Knöterich zwischen Gräsern und Weiden Foto: Eva Althof