Dem „Glögglifrosch“ das Leben gerettet

Amphibienprojekt der NABU-Kreisgruppe Lörrach gewinnt den Landesnaturschutzpreis

Geburtshelferkröte mit Gelege  Foto: NABU / Stefan Kaiser
Geburtshelferkröte mit Gelege Foto: NABU / Stefan Kaiser

Seit Jahren schafft die NABU-Kreisgruppe Lörrach neue Lebensräume für die Geburtshelferkröte. Nun wurde dieses Engagement durch das baden-württembergische Umweltministerium honoriert: Für ein Netz aus mehreren Biotopen zwischen Binzen und Fischingen sowie in Eimeldingen erhielt die NABU-Amphibienschutzgruppe am 9. Februar 2021 den Landesnaturschutzpreis 2020 und ein Preisgeld von 2.250 Euro. Nach Förderprojekten von EnBW und Edeka Süd war es bereits die vierte Auszeichnung für das Projekt, das 2013 von Franz Preiß und Stefan Kaiser ins Leben gerufen wurde – ermöglicht auch durch die beteiligten Gemeinden.

Das aktuelle Motto des Landesnaturschutzpreises –  „Naturschätze von Menschenhand“  – scheint wie zugeschnitten auf das Kröten-Refugium südlich von Fischingen. „Die Fortpflanzungsgewässer sind frei von Fischen. Sie sind tief genug, um im Sommer nicht auszutrocknen und im Winter nicht zuzufrieren“, so der Biologe Stefan Kaiser. Der Hintergrund: Je nach Nahrungsangebot entwickeln sich die Kaulquappen nicht in den Wochen nach der Eiablage, sondern überwintern ein oder gar zweimal in ihrem Teich. An Land lieben es die Kröten warm und sonnig, ihr Lebensraum muss frei von dichter Vegetation sein. Deshalb wurde rund um die Wasserflächen der Oberboden abgetragen und durch eine Kies- und Sandmischung ersetzt, auf der nur wenige Pflanzen gedeihen. Der Bewuchs muss regelmäßig entfernt werden. Tagsüber verstecken sich die Tiere in Steinmäuerchen und Holzhaufen. Aus dem sicheren Schutz ihrer Höhlen lassen die Geburtshelferkröten auch ihre glockenhellen Rufe vernehmen, denen sie den Übernamen „Glögglifrosch“ verdanken.

Biotop für Geburtshelferkröte     Foto: NABU / Stefan Kaiser
Biotop für Geburtshelferkröte Foto: NABU / Stefan Kaiser

Durch die Industrialisierung, die Kanalisierung von Flüssen und Bächen sowie den Wegfall traditioneller Löschteiche wurde der Lebensraum der Geburtshelferkröte schrittweise zerstört. Heute steht sie auf der Roten Liste. Auch in Binzen sah es bis vor ein paar Jahren nicht gut aus für die stark gefährdeten Tiere: In das letzte verbliebene Laichgewässer wurden Goldfische eingesetzt, die den Kaulquappen schnell den Garaus gemacht hätten. Die NABU-HelferInnen fischten die verbliebenen Exemplare ab und siedelten sie in einen 500 Meter entfernten Teich am Brunnacker um. Auf NABU-eigenen oder gepachteten Grundstücken legte die Amphibiengruppe ein Netzwerk aus mittlerweile neun nah beieinanderliegenden Biotopen an. Hier können die Tiere gefahrlos wandern, Nahrung und neue Fortpflanzungsgewässer finden.

Da die Biotope gepflegt und in trockenen Zeiten auch bewässert werden müssen, treffen sich die  Mitglieder der Amphibiengruppe zwischen April und Oktober jeden Donnerstag ab 17 Uhr im Gebiet rund um den Brunnacker. Die Gruppe sei „klein und engagiert“, lobt Stefan Kaiser. Trotz ihrer lieblichen Stimme seien die Tierchen, so Kaiser, leider „keine Sympathieträger“ – ebenso wie die Kreuzkröte und andere Amphibienarten. Neue Helfer sind daher schwer zu finden, weshalb sich die Gruppe über jede helfende Hand freut.

Und das Preisgeld? Wird natürlich sofort wieder reinvestiert, erklärt Stefan Kaiser. Auf einem neuen gemeindeeigenen Grundstück zwischen Fischingen und Binzen soll ein neuer Teich angelegt werden, ein in die Erde eingelassenes Betonbecken, pflegeleicht und stabil. Gleich daneben: eine kleine Steinmauer als Zuflucht für den Glögglifrosch. Er wird dann sicher von sich hören lassen.

Text:  Birgit Althof

weitere Infos: Stefan Kaiser, stefan.kaiser@nabu-loerrach.de ,  www.nabu-loerrach.de ,

Spendenkonto: NABU Lörrach e.V.,  Sparkasse Lörrach-Rheinfelden  

BIC:     SKLODE66  
IBAN:  DE68 6835 0048 0001 6346 66